Iaido
Vor ungefähr vierhundert Jahren, in der Zeit großer politischer Wirren in Japan, entwickelte sich in diesem Land das Iaijutsu. Der Wortteil "Iai" von "Iaijutsu" bedeutet dabei, frei übersetzt, etwa "der Situation entsprechend". Denn das Üben dieser Kampfkunst hatte damals das Ziel, ohne Erschrecken und ohne Angst einem plötzlichen Angriff zu begegnen, das Schwert wirkungsvoller als der Angreifer zu ziehen, und somit, statt von ihm getötet zu werden, ihn zu töten. Moralische und ethische Aspekte spielten in dieser Kampfkunst damals keine Rolle.
Durch den Einfluß des Zen-Buddhismus in der nachfolgenden langen Friedensperiode verlor diese Kampfkunst ihren Zweck: Nicht das Siegen über äußere Gegner, die einem Unheil bringen wollen, stand von nun an zunehmend mehr im Mittelpunkt des Übens, sondern das Siegen über die inneren Gegner, die einem nicht weniger Unheil zufügen. Das Besiegen solcher unheilsamer Kräfte setzt voraus, daß man sie im Augenblick ihres Auftretens erkennt, daß man also die Achtsamkeit nach außen wie insbesondere nach innen beherrscht. In diesem Wandel der ursprünglichen Kampfkunst des Iaijutsu wurde sie so zum Weg, der Situation zu entsprechen, zum Iaido.
Das jetzige Iaido hat demgemäß das Ziel, die Achtsamkeit und Bewußtheit zu entwickeln und zu kräftigen, dadurch Körper und Geist in einen heilsamen Zustand zu bringen und zu erhalten, im Wahrnehmen von sich selbst und allen Formen des Lebens eine dieser Achtsamkeit und Bewußtheit gemäße Grundhaltung zum Wert alles Lebens zu gewinnen, und in dieser Ausrichtung des Intellekts das Gemüt zu beruhigen und zu festigen.
Um dieses Ziel zu erreichen, werden im Iaido (anders als im Kendo) alle Bewegungen des Schwertführens nach genau vorgegebenen Bewegungsformen (nach Katas) durchgeführt, am Anfang gegen imaginäre äußere Gegner, und später dann gegen die realen inneren Gegner. Im vollendeten Iaido vereinigen sich dann die exakten Bewegungen des Körpers harmonisch mit der Ruhe, Ausgeglichenheit und Festigkeit des Geistes.
Hier finden Sie einen Link zum deutschen Iaidobund:
DIaiB - Deutscher Iaidobund e. V.
DER MEISTER DER SCHWERTKUNST
"Ich übe den ganzen Tag Iaido, ständig und ohne Unterbrechungen!"
Dies antwortete – in der Übersetzung von Sylvia Ordynsky Sensei – unser Meister der Schwertkunst Hakuo Sagawa Sensei im Sommer 1994 einer Reporterin in Steinbach auf deren Frage, wie viele Stunden er am Tag oder in der Woche Iaido übe. Erst da verfiel ich darauf, mir seine Körperhaltung beim Sitzen auf einem normalen Stuhl genau anzusehen: Aufrecht saß der Meister da, locker und unverkrampft und dennoch stark und fest, dabei Körper, Schulter und Kopf von der Hüfte aus tragend. Und ich bemühte mich sodann auf der Stelle, meine Wirbelsäule aufzurichten und so aus meiner nach vorne gekrümmten Sitzhaltung herauszukommen.
Auf dem Sommerlehrgang 1991 in Bamberg – wenige Wochen, nachdem ich zu Sylvia gestoßen war – begegnete ich Meister Sagawa zum ersten Mal.
Unauslöschlich blieb er mir von da ab in Erinnerung, und – was mich immer noch erstaunt – auch ich ihm. Und jederzeit, wenn ich ihn von da ab wieder beim Training treffen durfte, half er mir mit jeweils wenigen Worten wirkungsvoll bei meinen Bemühungen, mich der Schönheit der japanischen Schwertführung zu nähern: Fürsorglich und behutsam bewerkstelligte er dies zumeist, doch einige wenige Male auch mit unmissverständlicher Strenge; und so oder so waren seine Hinweise – stets und ausschließlich auf mein Vorankommen bedacht und auf dieses hin ausgerichtet – voll wirksam.
Auf dem Sommerlehrgang 1997 in Hamburg durfte ich mit ihm, mit Okusan und mit Masako Shitara zusammen beim Abendessen sein. Vor dem Verabschieden entnahm er seiner Tasche ein weißes Blatt Papier sowie einen Tuschpinsel, malte – das erste und bislang auch einzige Mal, dass ich solches erleben durfte &mash; in beeindruckender Ruhe und Sicherheit eine schlichte und ausgewogene Kaligraphie auf das Blatt und überreichte mir es sodann: Dieses Kunstwerk aus seiner Hand ist mir seither – und nun mehr denn je – ein ganz kostbarer Besitz, den ich aufbewahre und hüte.
In meinen Bemühungen, in der Kunst der Schwertführung Fortschritte zu machen, prägte er mir mit seinen wiederholten Aufforderungen "Natürlich!" das Ziel ein, mit meinen steten Bemühungen in der rechten Schwertführung auch mich selber voranzubringen. Er selbst war ja in beiden Hinsichten der unerreichte und unübertreffliche Meister und damit das wertvolle Vorbild: Weit davon entfernt, bei den einzelnen Katas der Knecht ihrer Regelungen zu sein, beherrschte er sie und stand, sich in ihrem Rahmen bewegend, dabei stets über ihnen: Wie diese Regelungen jeweils in natürlicher Weise zu verstehen und wie sie auf vollendete Art umzusetzen und auszuführen sind, das machte seine unerreichte und unübertreffliche Schwertkunst aus, diese Schönheit der Schwertführung, die er uns weiterzugeben sich bemühte. In dieser Weise war er, von dem ich dies alles zu erlernen trachtete, mein Meister des Schwertes; und er ist es nach wie vor und mehr denn je: Indem ich mich weiterhin an ihm sowie an jenen, die die Kunst der Schwertführung in seinem Sinn ausüben, orientiere und mich ihnen dieserhalb anvertraue, bleibt er, solange ich noch lebe, mein Meister.
Hinweis: Dieser Beitrag erschien in der Sonderausgabe des Iaido-Journals des Deutschen Iaido-Bundes Anfang 2005. Der Text und das Foto von Sensei werden hier mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber des Iaido- Journals wiedergegeben.
UNENTWEGT IAIDO ÜBEN
Ein Nachtrag 20 Juli 2009
Gemäß den buddhistischen wie auch bereits den vorbuddhistischen altindischen Lebensweisheiten bestehen die vier Grundhaltungen des Körpers in seiner sehbaren Form aus: Gehen, Stehen, Sitzen, Liegen. Der buddhistische Anteil am Iaido besteht darin, insbesondere hinsichtlich des eigenen Geistes, aber auch hinsichtlich der Form des eigenen Körpers die Achtsamkeit durch Wachsamkeit aufrechtzuerhalten. Dazu kommt beim Iaido-Üben noch, dabei darauf zu achten, dass die Aufrichtigkeit des Geistes mit dem Aufrechthalten des Körpers einherzugehen hat.
Allgemein übt man demnach unentwegt Iaido, indem man jeglicher Verkrümmung der Form des eigenen Körpers entgegenwirkt, bis das aufrechte Gehen – Stehen – Sitzen – Liegen zur natürlichen äußeren Haltung gediehen ist, mit der dann die Aufrichtigkeit des Geistes einhergeht. Im Einzelnen geht man bei diesem Üben etwa so vor:
(1) Das Stehen betreffend
Der Körper ist so zu halten, dass die Fontanelle auf dem Kopf – der Mittelpunkt des Scheitels – sich auf der Senkrechten über der Mitte der gedachten Verbindungslinie zwischen den beiden Vorderseiten der Fersen befindet.
Hauptsächlich tragen somit die Fersen das Körpergewicht. Die Fußballen hingegen werden möglichst wenig belastet; eher werden noch die Zehen belastet, hierbei insbesondere die äußeren: Sie werden zum Ausbalancieren des Leibes eingesetzt; und durch ihr so erfolgtes Einsetzen bleibt der Körper in einer ruhigen Haltung. In dem – geringen – Ausmaß, in dem die äußeren Zehen belastet werden, werden auch die Außenkanten der Füße belastet; die Innenkanten sind jedoch – gleich wie die Ballen – möglichst unbelastet. Im Idealfall sind diese Außenkanten – nach japanischer Art – zu einander parallel; dies garantiert dann auch ein genauso natürliches wie auch wirkungsvolles Einsetzen der äußeren – der kleinen – Zehen. Anzustreben ist jedoch das Vermeiden gespreizt gehaltener Füße, indem zumindest die Innenkanten zu einander parallel gehalten werden.
Die Knie sind nahezu – aber nicht gänzlich – durchgestreckt. Dadurch wird gewährleistet, dass der Leib in einer zur sofortigen Bewegung – in welche Richtung auch immer, da ja sein Schwerpunkt senkrecht auf jener gedachten Verbindungslinie der Vorderseiten der Fersen ist – anstrengungslos bereit und fähig ist; und dadurch wird, insbesondere bei längerem Stehen, ein zu großer Druck des Körpergewichts insbesondere auf die Kniegelenke und deren Knorpeln vermieden.
Der Leib wird von den Fersen aus nach oben aufgerichtet: Er ist dann weder nach vorne gekrümmt noch nach hinten überdreht. Die Schultern werden zwar zurückgenommen, jedoch auf keinen Fall hochgezogen.
Der Hals wird ebenfalls nach oben ausgerichtet. Dadurch wird der Kopf allein durch die Körperbalance in seiner Lage gehalten, nicht jedoch durch Schulter- und Rückenmuskeln; und dadurch werden die entsprechenden Verspannungen vermieden.
Der Kopf ist weder nach hinten noch zur Seite zu neigen. Er ist entweder waagrecht zu halten oder geringfügig – durch Zurücknehmen des Kinns – unter Beibehaltung des nach oben ausgerichteten Halses nach vorne zu neigen.
Sollten Gepäckstücke zu tragen sein, so ist darauf zu achten, dass beide Arme gleichmäßig belastet werden, wie insbesondere auch, dass dabei die Schultern weder nach vorne noch nach oben gezogen werden, und dass zudem auch Brust und Rücken gleichmäßig belastet werden, sodass durch derartige – dann über den Schultern hängende Tragesäcke weder eine Überdehnung des Leibes nach hinten noch eine Krümmung desselben nach vorne erfolgt.
(2) Das Gehen betreffend
Ein – lediglich gedachtes – Senkblei, dessen oberes Ende der – natürlich gleichfalls nur gedachten – Schnur an der Fontanelle befestigt ist, führt beim perfekten Stehen somit genau senkrecht auf die Mitte jener gedachten Linie; beim Gehen wie auch beim Laufen bleibt die Spitze dieses Senkbleis auf dieser Mitte, auch wenn die Schnur dann nicht mehr senkrecht ist, sondern vielmehr – abhängig von der Geschwindigkeit, und dabei gemäß der Regel des Kräfteparallelogramms – von dieser Senkrechten abweicht. Was die übrige Körperhaltung anbelangt, so ist dabei alles, was für das Stehen gilt, sinngemäß zu übertragen und anzuwenden.
Das Gehen wie auch das Laufen ist durch entsprechendes Bewegen der Beine so zu gestalten, dass – nach japanischer Art – der Körperschwerpunkt parallel zum Gelände, auf dem die Fortbewegung erfolgt, bleibt und verläuft, auf einem ebenen Weg somit ohne jegliches Absenken und darauf erfolgendes Anheben dieses Schwerpunktes, somit in jeglicher Hinricht ruhig-fließend. Dies gewährleistet – neben der Schonung der Muskulatur und der damit verbundenen größeren Leistungsfähigkeit – auch hier eine Schonung der Gelenke von Knöchel, Knie und Hüfte, samt ihrer jeweiligen Knorpelmassen.
Die Bewegungskraft erfolgt von der jeweils hinteren Ferse aus; sie schiebt den – auch hier stets gerade gehaltenen – Körper beim Vorwärtsgehen nach vorne. Der dabei nach vorne bewegte Fuß trägt dabei möglichst wenig vom Körpergewicht. Dies ermöglicht es, diesen Fuß gleitend nach vorne zu bewegen und beim Aufsetzen nicht – sozusagen – auf dessen Sohle zu fallen; und dies bewirkt zudem, dass dieser Fuß – sollte er bei diesem Vorwärtsbewegen durch einen äußeren Gegenstand behindert werden – nicht verursacht, dass der Leib sein Gleichgewicht verliert und ins Taumeln gerät oder gar zu Boden stürzt.
Somit ist zu vermeiden, dass der jeweils vordere Fuß das meiste Körpergewicht trägt und bei dieser Fortbewegung der hintere Fuß nachgezogen wird; denn dies führt – neben anderen Mängeln – vor allem zu einer nach vorne gekrümmten Körperhaltung.
Auch beim Gehen sowie beim Laufen sind die Außenkanten der Füße nach Möglichkeit parallel zu halten; und verstärkt sind hierbei die Zehen – und auch da vorrangig die äußeren – einzusetzen, keinesfalls jedoch – über das beim Abrollen der Sohle Erforderliche hinaus – die Ballen der Füße. Dies verhilft dazu, die – dem Senkblei entsprechende – gerade Körperhaltung auf natürliche Art und somit ohne Anstrengung und ohne irgendwelche Anspannung beizubehalten.
3) Das Sitzen betreffend
Der Körper ist so zu halten, dass die Fontanelle auf dem Kopf – der Mittelpunkt des Scheitels – sich auf der Senkrechten über dem Steißbein – dem unteren Ende der Wirbelsäule – befindet. Von da aus – und insgesamt von der Hüfte aus – ist er unentwegt nach oben hin so auszurichten. Schulter, Hals und Kopf sind wie beim Stehen zu halten, sodass – längerfristig gesehen – diese Haltung mit keinem nennenswerten Kraftaufwand und mit Ausbleiben nachträglicher Verspannungen eingehalten werden kann. Auf den ungekrümmt gehaltenen Hals und auf die nicht nach vorne fallenden Schultern ist auch hier tunlichst zu achten. Im Einzelnen ist dabei zu unterscheiden, ob das Sitzen auf einem Hocker, auf den eigenen Fersen, oder auf einem Kissen bzw. Teppich erfolgt.
(a) Beim Sitzen auf einem Hocker sind die Oberschenkel im rechten Winkel zum Rumpf und sind die Unterschenkel im rechten Winkel zu den Oberschenkeln zu halten. Die Beine sind dabei leicht – lediglich leicht! – gespreizt auf den Boden aufgesetzt.
(b) Das Sitzen auf den Fersen erfolgt durch beiderseitiges Abknien mit nachfolgenden Niederlassen des Gesäßes auf den Fersen. Nach thailändischer Art werden dabei die Zehen beim Absitzen wie auch danach nach vorne gerichtet gehalten, was zu einer leicht erhöhten Körperstellung führt. Nach japanischer Art hingegen werden die Zehen beim Absitzen nach hinten gestreckt wie auch danach so gehalten, was zu einer etwas tieferen Sitzhaltung führt. Von diesem Diamant-Sitz ist der japanische Iai-Sitz zu unterscheiden: Dieser erfolgt durch Abknien des linken Beines mit nachfolgendem Nach-hinten-Strecken der Zehen des Fußes dieses Beines, worauf man sich auf der Ferse dieses Fußes niederlässt; das rechte Bein wird sodann etwas zum Körper herangezogen, wobei man dessen Knie locker sich nach rechts senken lässt.
(c) Das Sitzen auf einem flachen Kissen oder gar nur auf einem Teppich – der Lotos-Sitz – erfolgt durch das Absitzen auf das Kissen oder auf den Teppich mit nachfolgendem Verschränken der Beine: Zunächst werden die Zehen des linken Fußes mit ihren Oberseiten auf den Oberschenkel des rechten Fußes gelegt; und sodann werden die Zehen des rechten Fußes mit ihren Oberseiten über den linken Unterschenkel auf den linken Oberschenkel gelegt. Der von diesem Lotos-Sitz abweichende Krieger-Sitz – der Halbe Lotos-Sitz – wird so eingenommen, dass dabei der linke Unterschenkel flach auf den Boden gelegt wird, wobei dessen Zehen den oberen Unterschenkel des rechten Beines – nahezu – berühren; und auch hier ist dann die Oberseite des Fußes nach unten gerichtet. Der rechte Fuß wird sodann so über den linken Unterschenkel gelegt, dass die Oberseiten der Zehen dieses Fußes auf dem linken Oberschenkel auftreffen oder diesen zumindest auf dessen Innenseite berühren.
Grundsätzlich ist jeder Sitz geeignet, der mit einer aufrechten Körperhaltung einhergeht. Diese stellt jedoch beim Sitzen nach der Art (a) nicht sozusagen von selber ein; vielmehr ist sie dann unentwegt bewusst zu halten sowie – wenn sie verlorengegangen ist – sofort wieder herzustellen. Dass das Sitzen auf weichen Sesseln eine derart rückengerechte Körperhaltung nahezu unmöglich macht, braucht nicht weiter ausgeführt zu werden. Am besten ist es, beim Benützen von Stühlen und Sesseln sich nicht an die Rücklehnen anzulehnen, sondern stattdessen sich um die gerade Körperhaltung zu bemühen. Die Vorteile des Sitzens nach den Arten (b) und (c) bestehen – einmal abgesehen vom Ausbleiben der Verkrümmung der Wirbelsäule – darin, dass diese Körperhaltungen – sowie man sie einmal beherrscht – in sich stabil sind und somit lange ohne einen bemerkbaren Krafteinsatz aufrechterhalten werden können.
(4) Das Liegen betreffend
Das Liegen auf dem Rücken sollte vermieden werden, wenn die Matratze nicht – den jeweils eigenen Leib betreffend – die Idealform der Wirbelsäule gewährleistet, wie auch, wenn man zum Schnarchen oder gar zur Apnoe neigt. Die Bauchlage ist – wegen der dabei unumgänglichen Verdrehung des Halses – gleichfalls nicht für längeres Ruhen geeignet. Das längere Liegen auf der linken Körperseite führt dazu, dass das Herz unterhalb der Ebene der Wirbelsäule liegt und somit vom Gewicht der darauf liegenden Organe im Brustkasten gedrückt wird, wie auch, dass der Magen – weil dann der untere Magenausgang nach oben gerichtet ist – dann während des Ruhens durch dieses zusätzlich erforderliche Hochpumpen des von ihm vorverdauten Speisebreis mit erheblicher Arbeit belastet wird. Ideal ist daher das Liegen – und Ruhen und Schlafen – auf der rechten Körperseite. Hierzu wird in den buddhistischen Lehren dieses ausgeführt:
Das Haupt sollte nach Norden ausgerichtet sein; und die Beine sollten daher nach Süden zeigen. Von der Hüfte aus sollten Leib und Kopf in Richtung Fontanelle ausgestreckt – aber nicht durchgestreckt – werden; und desgleichen sollten von der Hüfte aus die Beine in die Gegenrichtung gestreckt – aber gleichfalls nicht durchgestreckt – werden. Dies gewährleistet eine ideale Ausrichtung und Formung der Wirbelsäule und vermeidet so jegliche Verspannung in der Rückenmuskulatur.
Der Kopf sollte dabei auf einem Kissen von der Dicke liegen, dass die Halswirbel in der Fortsetzung der Wirbelsäule weder nach oben noch nach unten gekrümmt oder gar geknickt werden. Der rechte Handteller ist dabei so unter die rechte Wange zu legen: Der vordere Teil der Wange ruht in ihm; der Daumen ist dabei leicht abgespreizt und befindet sich unterhalb des rechten Unterkiefers, dadurch dessen Herabfallen verhindernd, mithin ein Sich-Öffnen des Mundes, und mithin ein Schnarchen. Die Wurzel des kleinen Fingers berührt den rechten Nasenflügel und drückt ihn sogar leicht nach innen. Der dadurch in der rechten Nasenhöhle stärker spürbare Atemstrom verhindert ein ruckartiges Hinunterfallen in die Bewusstlosigkeit des Tief(st)schlafs; und er verhindert beim Schlafen so das Weilen in einer Zeitspanne der gänzlichen Unachtsamkeit.
Diese so eingenommenen und aufrechterhaltenen vier Körperhaltungen bewirken – neben dem Ausbleiben von Rückenverkrümmungen aller Art und Verspannungsschmerzen insbesondere im Rückenbereich – das leichte und wirkungsvolle Fließen der feinstofflichen Energien, sodass das System dieser Energien dann den Körper zu einem leicht und wirkungsvoll einsetzenden Werkzeug des Geistes macht.
Kurzgefasster Lebenslauf von Meister Hakuo Sagawa
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1917: geboren am 8-ten Februar in Fukushima Ken, Shirakawa Gun, Hanawa Cho;
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1929: Beginn seines Kendo-Trainings in der Bezirksmittelschule von Shirakawa;
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1932: erste Bekanntschaft mit Iaido; Unterbrechung des Studiums von Kendo und Iaido durch die Ereignisse des Weltkriegs;
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1949: Wiederaufnahme des Trainings in Kendo und Iaido;
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1967: dritter Platz im Alljapanischen Iaido Taikai;
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1972: erster Platz im Alljapanischen Iaido Taikai in der Gruppe der 7-ten Dan;
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1972: Beginn des Unterrichtens in Kendo und Iaido;
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1973: erfolgreiches Ablegen der Prüfung zum 8-ten Dan;
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1981: Auszeichnung mit dem Hanshi-Titel im Iaido; etwa um diese Zeit beginnt Sylvia Ordynsky Sensei das Iaido-Studium bei ihm;
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1983: Beginn des Gebens von Iaido-Training in Deutschland; dieses von 1990 bis 2001 regelmäßig einmal pro Jahr;
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1993: erfolgreiches Ablegen der Prüfung zum 9-ten Dan, dem damals höchsten Dan im Iaido, der jetzt nicht mehr vergeben wird;
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2003: Leitung des Sommerlehrgangs in Brüssel;
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2004: Leitung des Sommerlehrgangs in Krakau;
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2004: Ende Oktober erste Anzeichen seiner schweren Krebserkrankung; diese in voller Bewusstheit durchgestanden; verstorben am 16-ten Dezember in Tokyo.
Kalligraphie von Meister Hakuo Sagawa
Die wörtlichen Bedeutungen dieser drei Silben sind in ihrer Reihenfolge ungefähr so wiederzugeben:
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jap. "e", chin. "hui": "Entsprechen, Entgegenkommen", "Sich-Hinwenden, Sich-Zuwenden", "Gnade, Gunst, Gunst-Erweisen";
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jap. "su", chin. "su": "ungeschminkt, weiß", "schlicht", "ursprünglicher Zustand, Ursprung";
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jap. "ra", chin. "liang": "gut, ausgezeichnet", "friedlich", "tugendhaft".
Demnach kann Meister Sagawa als Sinn seiner Komposition dieses intendiert haben:
"(Sich-)Hinwenden (zum) Ursprünglichen (ist) tugendhaft"